Mission (Im)Possible – Ein ungeplanter Ausflug zur Triathlonlegende „Challenge Roth“

Die „Helden“ der folgenden Geschichte sind ohne Zweifel Anne und Nobsch (Norbert). Vor einem Jahr erfüllte sich für beide der Traum, einen Staffel-Startplatz bei der weltweiten Triathlonlegende „Challenge-Roth“ zu bekommen. Nobsch reiste dafür extra per Flugzeug von Hamburg nach Roth, wo immer am Tag nach der Challenge die Anmeldung für das kommende Jahr möglich ist. Stundenlanges Schlange stehen im Morgengrauen gehörte allerdings dazu. Der Einsatz von Nobsch hatte sich aber gelohnt und die Teilnahme 2017 war gesichert.

Der Start in Roth ist für einen Triathleten fast so aufregend wie ein Flug in den Weltraum. Immerhin gehört die Challenge zur weltweit beliebtesten Triathlonveranstaltung mit über 5000 Teilnehmern aus allen Kontinenten.

Bei einer Weltraummission werden für einen geplanten Einsatz immer mehre Astronautenteams auf gleichem Niveau ausgebildet. Das Vorhaben soll gelingen, auch wenn jemand plötzlich ausfällt.

Bei der „Mission“ Roth stand für die Staffel ein talentiertes Team bereit: Anne als Schwimmerin, ein guter Radfahrer und Nobsch als Marathonspezialist. Eine gute Zielzeit schien damit eine sichere Angelegenheit. In Greifswald konnten wir erleben, wie sich Anne ein Jahr intensiv auf diese Mission mit hartem Schwimmtraining (oft 5 mal pro Woche) vorbereitete. Zudem investierte Anne in einen guten Neo, auch wenn sie viel lieber ohne die Gummihaut schwamm. Nobsch trainierte ebenso motiviert, immer den Zieleinlauf in Roth vor Augen. Als Zuschauer wollte Volker sich ein gemütliches Wochenende in Roth machen und die Staffel anfeuern.

Im Juni, einen Monat vor der Challenge, kam dann die erste Hiobsbotschaft: Der Radfahrer fällt krankheitsbedingt aus. Im Gegensatz zum Astronautentraining stand kein Double zur Verfügung. Um die Staffel trotzdem zu starten, wurde zunächst Volker angefragt, ob statt Gemütlichkeit eine Radtour von 180 km möglich sei, da er bereits eine Fahrkarte und Unterkunft in Roth hatte. Jemand anderes wäre sicher begeistert gewesen, bei ihm war angesichts der Streckenlänge nur eine kleinlaute Bereitschaft da.

Kurz vor der Challenge erhielten wir die traurige Nachricht, dass Anne akut operiert werden muss. Die „Mission“ Roth rückte in weite Ferne. Unsere Gedanken waren erst einmal bei Anne und hofften, dass es ihr schnell wieder besser geht.

Wer Anne kennt, weiß, dass man bei ihr immer mit einer Überraschung rechnen muss. Die ersten Worte von Anne im Aufwachraum nach der Operation waren: „Was ist mit der Challenge“, Obwohl sie die ganze Nacht mit unbeschreiblichen Schmerzen verbracht hatte und nach der Operation vieles noch nicht geklärt war, schien dieser Wettkampf sehr wichtig für Anne.

Guter Rat war jetzt nicht nur teuer. Nobsch überlegte die Teilnahme abzusagen, traf aber dann doch die Entscheidung: „Wir machen das Ding“. Die Karten wurden neu gemischt: Toralf wurde als Radfahrer angefragt. Volker sollte jetzt das Schwimmen für Anne übernehmen. Toralf setzte alle Hebel in Bewegung, dass sein Arbeitgeber ihn kurzfristig freistellt. Allerdings blieb ihm nur knapp eine Woche für das bisher zu kurz gekommene Radtraining. Volker hatte zumindest noch etwas mehr Glück. Etwa ein Jahr kam er in den Genuss eines hervorragenden Schwimmcoachings von Anne und Co-Trainerin Lisa. Sie mühten sich sehr geduldig, ihm die Technik des Schwimmens beizubringen.

Eine verwegene Staffel stand für die Langdistanz in Roth bereit. Ob das wohl gut geht? Am 7. Juli wurde die Mission langsam eingeläutet. Die Planung lag beim Teamkapitän Nobsch. Für Samstag standen der „bike check in“ und ein gemütliches Kaffeetrinken mit Jan Frodeno auf dem Plan. Der beeindruckende Anblick der Wettkampfkulisse löste alle möglichen Gefühle und Gänsehaut pur aus.

Am Sonntag 8:55 Uhr startete bei tropischen Temperaturen unsere Challenge mit einem Kanonenschlag. Jetzt gab es kein zurück. Volker absolvierte die Schwimmstrecke in 1:13:27 h einigermaßen gut und hatte noch genügend Kraft für den langen Weg zum Wechsel. Toralf stand bereit und machte sich voller Elan auf den Radkurs. Hier erlebte er die einmalige Atmosphäre an der Radstrecke, die der Tour de France in nichts nachsteht.

Absolut glücklich war Nobsch, als Toralf nach einer guten Radzeit von 6:25:40 h die zweite Wechselzone erreichte. Mit einem hohen Tempo machte er sich auf die Marathonstrecke, die schwierig und selbst für die Profis eine große Herausforderung war. Nobsch musste richtig kämpfen und konnte den Marathon in 3:31:57 h absolvieren. Der gemeinsame Zieleinlauf im Stadion war dann sehr emotional. Wir waren absolut zufrieden, dass unser verwegener Plan nach 11:14:49 h aufgegangen war und konnten eine fulminante Abschlussveranstaltung mit einem romantischen Feuerwerk genießen.

Ein wichtiger Teil des Wettkampfes waren unsere Fans in Greifswald und vor Ort in Roth. In Greifswald fieberten Anne, Lisa, Julia und Anne am Liveticker und versorgten uns mit Informationen. In Roth absolvierten Finja und ihre Oma ebenfalls eine „Langdistanz“ als treue und ausdauernde Zuschauer, die selbst nach dem Wettkampf noch vollen Einsatz für uns zeigen mussten. Dafür möchten wir Euch an dieser Stelle ganz herzlich danken!

 

Volker Hertenstein

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